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Laufsteg der Erinnerung

„Artionale 2004“ - Hunsteins Strom aus 7000 Fotos

Wie in einem Fluss drängt sich die Flut der Bilder hinein in die Lukaskirche. Als wäre die gegenüber fließende Isar über die Ufer getreten und hätte Menschen und Geschichten ins schöne Gotteshaus gespült. Vom Eingangstor den ganzen Mittelgang entlang, die Stufen zum Altar hinauf bis zum Altarbild zieht sich ein Strom aus circa 7000 Fotos. Keine Kunstbilder: Private Erinnerungsfotos, Bildtrophäen, Status-Porträts, vereinzelt auch Landschaft. Das Gedächtnis der Gegenwart. Nach dem Zufallsprinzip zusammengesetzt und darin eine Entsprechung des Lebens. Festgefügt unter einer Plexiglasscheibe.

"Bruchstück" nennt der Fotokünstler und Schauspieler des Bayerischen Staatsschauspiels Stefan H\lnstein diesen Laufsteg der Erinnerung, die der Besucher quasi mit Füßen treten muss, will er sich dieser faszinierenden Raum-Installation genauer widmen. Und wird in dem Moment indirekt selbst Teil des Kunstwerks. In Verbindung mit der hellen, lichten Architektur des Kirchenraums erhält diese Arbeit Hunsteins den Charakter einer Skulptur, deren Kleinteiligkeit Entsprechung findet in den farbigen Fenstern. Es beeindruckt die Authentizität dieses Bilderteppichs, als habe Hunstein nur hineingegriffen ins volle Menschenleben seiner etwa 30 000 Fotos umfassenden Sammlung.

Dieses "Bruchstück" am Mariannenplatz ist Teil der gerade gestarteten Reihe "Artionale" - Tage für Neue Musik und Gegenwartskunst. Eine Veranstaltung der evangelischen Kirche. Schauplätze sind neben St. Lukas die Kreuzkirche, St. Markus, Andreaskirche, Himmelfahrtskirche, Dreieinigkeitskirche, Laetare-Kirche, Vater-Unser-Kirche sowie St. Matthäus. "Unscharf" heißt das Motto der diesjährigen "Artionale". Eine Überschrift, die auf Hunsteins Installation jeweils dann zutrifft, wenn das Sonnenlicht sich spiegelt im schrittfesten Plexiglas. Eine Unschärfe, die im besten Sinne zur Erleuchtung führt. Sabine Dultz Bis 31. Oktober, täglich 10-20 Uhr. Tel. 089/ 771044.

Münchner Merkur 9./10.10.2004