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artionale 07 | Vita

Regen

Raumbezogene Installation von Afra Dopfer in der Evangelischen Studentengemeinde

Installation „Regen“ von Afra Dopfer

„Bisher haben die Bildhauer der Masse den Vorzug gegeben und einen so bedeutsamen Bestandteil der Masse wie den Raum vernachlässigt oder doch nur wenig erachtet. Der Raum hat sie nur insofern interessiert als er Platz für die Aufstellung eines Volumens bot oder zu einem solchen in Beziehung gesetzt werden konnte. Wir betrachten den Raum von einem völlig anderen Standpunkt aus.Wir sehen ihn als ein absolutes plastisches Element, von jedem geschlossenen Volumen losgelöst, und stellen ihn von innen her mit seinen eigenen Vorzügen dar.“ Naum Gabo, Plastik: Bildnerei und Konstruktion im Raum, 1937

Der große Saal in der Evangelischen Studentengemeinde ist kein öffentlicher Raum. Er wird von Studenten, Mitarbeitern und anderen Nutzern des Hauses als Versammlungs- und Veranstaltungsraum genutzt. Seine Möblierung ist auf wechselnde Funktionen hin angelegt. Mal mit Sitzgruppen, mal mit Konferenztischen eingerichtet, wechselt er immer wieder Funktion und Aussehen. Mit diesem Voraussetzungen arbeitet die temporäre Installation „Regen“ von Afra Dopfer.

Installation „Regen“ von Afra Dopfer

In dem 60 qm großen Saal hängen in gleichmäßigen Abstand Perlenschnüre von der Decke, die bis zum Boden reichen. Es sind tropfenförmige Perlen aus klarem Kunststoff, wie man sie von Perlenvorhängen aus südlichen Ländern kennt. Mit den im gleichmäßigen Raster von der Decke hängenden Schnüren wird dem Raum eine Struktur eingeschrieben. Die Perlenschnüre sind Markierungen, die der Leere des Raumes eine Gestalt geben. Sie bilden die Konstante für die folgenden Wochen, in denen der Raum unterschiedliche Nutzungen erfährt. Wer sich nun in ihm aufhält und bewegt, wähnt sich plötzlich in Zwischenräumen. Aktivitäten und Bewegungen müssen auf das Vorhandensein der Markierungen im Raum reagieren. Werden Veränderungen in der Einrichtung vorgenommen, wie beispielsweise Tische und Stühle aufgestellt, kommen die Schnüre entweder auf deren Oberflächen zu liegen oder werden beiseite geschoben. Jede Aktivität im Raum wird sich als sichtbare plastische Veränderung manifestieren.

„In meiner bildhauerischen Arbeit beschäftige ich mich mit der Wahrnehmung von Räumen. Ich begreife den architektonischen Raum als begehbare Skulptur. Ich versuche, durch möglichst minimale Eingriffe, eine Situation so zu verändern, dass der Betrachter ein Bewusstsein von ihr bekommt und den Raum als solchen wahrnimmt. Die Installationen sind meist temporär und sollen den Ort nur für einen begrenzten Zeitraum markieren, um das Potential, das in ihm steckt, sichtbar zu machen“, sagt Afra Dopfer zu Ihrer Arbeit.