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artionale | Vita

Gespenstin


Installation von Mitra Wakil in St. Johannes

Mitra Wakils Arbeit Gespenstin könnte im ersten Moment tatsächlich als eine Art großes Gespenst in kristallartigem, hellblauem Gewand erscheinen. Doch dieser Eindruck weicht bald dem Erstaunen über die Starrheit dieses unbeweglichen, aus vermeintlich leichtem und grazil anmutendem Stoff bestehenden Objekts.

Wakil hat Textil mit blauem Kunststoff übergossen und so zu einer Art abgerundetem, fast vier Meter großem, hellblauem und stalagmitartigem Objekt erstarren lassen. Das Textil ist als fallender, leichter Stoff noch erkennbar, nur hat der Kunststoff es hart und starr gemacht.

Die Installation steht zwischen den Stühlen im Kirchenraum. Sie scheint mal Gespenst, mal Stalagmit, mal Verhüllung, mal etwas anderes zu sein. Das erstarrte Stoffobjekt verwirrt doppelt: Weder lässt sich auf den ersten Blick erkennen, dass es erstarrter Kunststoff ist, der den Stoff in seiner Form hält, noch wird wirklich klar, auf was dieses Objekt genau verweist, was es verhüllen oder was es darstellen könnte.

Insofern verweigert Gespenstin eine eindeutige Bestimmung – etwas bleibt ungeklärt, unbestimmt, unheimlich. In gewisser Weise macht die Installation damit auf die Differenz zwischen dem Sichtbaren und dem Nicht-Sichtbaren, dem Benennbaren und dem Nicht-Benennbaren, dem Bekannten und dem Unbekannten aufmerksam – und weitergedacht auch zwischen dem Eigenen und dem Fremden, dem Anderen. Für die zuletzt genannte Lesart spricht auch der Fakt, dass das mit Kunststoff übergossene Textil große Ähnlichkeiten mit den Stoffen afghanischer Burkas aufweist.