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dazwischen – Thema der artionale 2011

 Jede Zeit hat ihre Gespenster: Zur Zeit Martin Luthers war das unter anderem die Angst vor der Apokalypse, dem Weltuntergang. Heute leiden viele Menschen an einer stetig zunehmenden Beliebigkeit. Derselbe Martin Luther würde heute nicht sagen: „hier stehe ich, ich kann nicht anders!“ Heute würde dieser Satz lauten: „hier gehe ich, ich kann auch noch ganz anders!“ Die Beliebigkeit lässt Dinge undeutlich werden: „Und wenn schon, es könnte auch ganz anders sein.“ So kommt es in nicht wenigen Fällen zu einem gleichgültigen Nebeneinander. Die Beziehungen, die Verbindungen hergestellt haben, verschwinden, werden unkenntlich, versinken in der Bedeutungslosigkeit.

Widerstand gegen die Beliebigkeit wird da geleistet, wo Beziehungen ausgelotet, betrachtet und gepflegt werden. Welche Bezüge gibt es etwa zwischen der darstellenden Kunst und der Musik? Im Dazwischen entdeckt man Aspekte, die dazugehören und die wichtig sind. Was verbindet, was ist zwischen Körper und Seele, Seele und Geist? Welche Bezüge bestehen zwischen Raum und Zeit, Himmel und Erde, Leben und Tod, Gott und der Welt?

dazwischen thematisiert und erforscht Übergänge. Diese Übergänge können unscharf sein, wie als Ahnungen gespiegelt. Sie können im Abstoßen und im Vergessen des Vergangenen ebenso beheimatet sein wie im Noch-nicht des Neuen oder im bewussten Übergang. dazwischen als Ästhetik einer aufgeklärten, reflektierten Moderne.

Ein spannendes Thema für den Sakralraum, für das Dazwischen zwischen dem Profanen und dem Heiligen, der Kirche und der Kunst. Jedenfalls werden zwischen Letzteren mitunter wirklich leidenschaftliche Debatten geführt. Auch dazu lädt die artionale 2011 vier Wochen lang ein.

Gerson Raabe