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artionale 07 | Vita

Das Projekt artionale 2007: Neue Musik

Gerd Kötter

 

Musik ist uns als ein Medium bekannt, das von der Erinnerung lebt: Im Augenblick des Erklungenseins ist sie schon Vergangenheit, bleibt aber in unserer Erinnerung lebendig. Allerdings sortiert unser Gedächtnis sofort. Manches haftet lange, anderes wird schnell ausgeblendet.

Diese individuelle Erinnerung wird durch die Erkenntnisse der Neurowissenschaft als ein konstruktiver Prozess bezeichnet, bei dem Vergangenes je nach der aktuellen persönlichen Situation neu imaginiert und inszeniert wird. So wird Musik immer vom Zuhörer neu zur Aufführung gebracht, neu je nach Maßgabe aktueller Befindlichkeiten.

Der momentane Lebenskontext genauso wie der Raum, in dem die Musik erklingt, trägt wesentlich zur Rezeption bei. Man könnte fast behaupten, Zuhörer, Komponist und Interpret und Raum wirken konkret am kompositorischen Prozess mit. Der Hörer wird als gleichberechtigter Kommunikationspartner in einer offenen Gesprächssituation akzeptiert: an der Erzählung des Vergangenen.

Die musikalischen Beiträge zur artionale 2007 setzen sich mit diesen Überlegungen auseinander. Hinzu kommen noch Aspekte: Wie reagiert Musik auf Vergangenes, wie kann sie es vergegenwärtigen? Wo und wie verarbeitet Musik Biografisches, Unausgesprochenes, Überhörtes, Verdrängtes?

Dabei geht es bei weitem nicht um die Einengung auf den Begriff „zeitgenössische Musik“.

In der Kombination von vertrauten Klängen und Formen mit aktuellen Kompositionen wird Musik bedacht, wird lebendig; leer stellen können aufgefüllt werden.

Kirchenmusikdirektor Gerd Kötter