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Grußworte

Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler

 

"Und die Erde war wüst und leer", heißt der zweite Satz in der Bibel. Leere steht am Beginn göttlicher Kreativität. Aus dem "Nichts" wird "Etwas", aus dem Ungestalteten, Unbestimmten ruft Gott die ganze Fülle zwischen Himmel und Erde hervor.

Leere hat Potenzial. Wiewohl oder weil selber ungefüllt, löst sie gespannte Erwartung aus auf das, was vor ihr war, was aus ihr hervorgeht. Leerstellen können Freiräume sein, in denen sich schöpferischer Geist frei entfaltet. Leere - wunderbarerweise vor dem Hintergrund alltäglicher Verpflichtungen ein außergewöhnlicher und unerwarteter Bereich geistvoller Funktionslosigkeit.

Zu anderen Zeiten ist Leere in Watte gepackte Betäubung, öde und unerträglich, ein amorphes Nichts, in das man geraten ist und in dem man verzweilfelt-sehnsüchtig nach "etwas" greift. Es gibt Leerstellen in der eigenen Biographie, in der Geschichte eines Volkes, die schmerzen: Menschen, die viel zu früh gestorben sind, deren Leben vernichtet wurde und deren Gedächtnis man pflegt, unbedingt pflegen muss, um ihre Namen der Leere des Vergessens zu entreißen.

Die vierte Münchner artionale beweist in einem besonderen Sinn Mut zur Lücke und wählt sich "leer stelle" zur Überschrift. Die Veranstalter haben wieder ein herausforderndes Thema gewählt, um Kunst und Kirche, Kulturschaffende und Münchner Bürgerinnen und Bürger in einen eindrucksvollen Dialog zu bringen. Ich danke allen, die mit Esprit und Schaffenskraft die artionale vorbereitet haben. Mein großer Dank gilt den Sponsoren, die durch ihre Unterstützung der Idee zur Wirklichkeit verhelfen.

Ein Kunstwerk zeigt die Wirklichkeit immer in bestimmter Ansicht, nie vollständig und deshalb notwendigerweise mit Leerstellen. Leerstellen, die Sie, liebe Besucherinnen und Besucher der artionale, mit Ihren Eindrücken, Assoziationen und Gedanken füllen können. Ich wünsche Ihnen dabei geistreiche Anregung und Freude!

Susanne Breit-Keßler
Regionalbischöfin


Oberbürgermeister Christian Ude

 

Da steckt die Kunst schon in der Überschrift: Ganz im Sinne der Konkreten Poesie präsentiert sich die artionale 2007 unter dem Motto "leer stelle" und liefert die entsprechende Lücke gleich mit. Gemeint sind Leerräume der Erinnerung, Vergessenes und Verdrängtes, und aufgerufen sind erneut hochkarätige Künstlerinnen und Künstler, solche Erinnerungslücken aufzuspüren und in Münchens evangelischen Kirchen und Gemeinden malerisch, fotografisch, filmisch oder installativ zu thematisieren. Auch bei der 4. Münchner artionale wird das Veranstaltungsprogramm ergänzt durch Konzerte und Klanginstallationen aus dem Bereich der Neuen Musik.

Gerade in München wird Erinnerungskultur seit Jahren groß geschrieben und sich insbesondere auch den unangenehmen Seiten der Vergangenheit zugewandt. Schon von daher begrüße ich den Leitgedanken der artionale 2007 ausdrücklich und habe auch heuer wieder sehr gerne gemeinsam mit Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler die Schirmherrschaft über das Projekt übernommen. Den Veranstaltungen wünsche ich eine große Resonanz beim Publikum und viel Erfolg!

Christian Ude
Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München


Barbara Kittelberger

 

"So werdet Ihr Ruhe finden für Eure Seele" (Jeremia 6,16) - mit dem Thema leer stelle lädt die vierte artionale ein, sich zu erinnern und zu gedenken.

Erinnern und Gedenken an einem Ort der Stille schaffen Platz für Entschleunigung, lassen uns heraustreten aus unserem geschäftigen Alltagsleben. Für eine Weile ganz im Augenblick sein und loslassen können, ermöglicht die Begegnung mit dem Vergangenen und bereits Vergessenen, der Leerstelle. Emotionen erobern sich diesen freien Raum, füllen die Erinnerungslücke.

Im Moment zwischen Gelebtem und Zukünftigem kann Neues erwachsen, indem wir offen sind für das, was zurückliegt, und das, was kommen wird. leer stellen sind Teil unseres Lebens. In der Musik und Kunst, jenseits aller Aktivität und täglicher Pflichten, können wir sie erspüren - sie regen uns zu Begegnungen mit Gott an.

Das Thema leer stelle lässt viele anregende Sichtweisen zu. Eine Herausforderung, der sich 2007 namhafte Künstlerinnen und Künstler mit ihren Installationen, Malereien, ihren Fotografien, in Klanginstallationen und Konzerten stellen.

Das Projekt artionale bietet damit wieder einmal die Möglichkeit einer spannungsreichen Auseinandersetzung zwischen Kunst und Kirche. Herzlichen Dank an dieser Stelle allen Sponsoren und Kunstschaffenden, die die artionale 2007 erst ermöglicht haben.

Barbara Kittelberger
Stadtdekanin