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artionale 07 | Vita

Wenn etwas weg ist, ist es nicht mehr da.

Rudolf Klaffenböcks Bodenbilder – Spurensicherung gegen die Vergänglichkeit im Evangelischen Forum

Bodenbilder – Spurensicherung gegen die Vergänglichkeit

2004 wurde die Nibelungenhalle in Passau abgerissen. Sie war ein Ort öffentlichen Lebens, mit politischen Großveranstaltungen, Sportevents, Faschingsfesten und Kabarett. Beim Abriss konnte der Künstler Rudolf Klaffenböck mehrere Wagenladungen an Fundstücken sichern. Fahnen und Uhren, leere Bügel und Hinweisschilder, Stromzähler und Bodenplatten.

Neu arrangiert werden diese Relikte zu autonomen Erinnerungsfragmenten. Sie erinnern nicht nur an die einstige Halle, sondern können bei den Betrachtern über ihre Inszenierung und Reihung, sowie ihre Stofflichkeit ganz eigene Erinnerungen wachrufen. So entsteht über die Herkunft des Materials ein persönliches und erzählerisches Moment, durch die künstlerische, strenge Umsetzung wird zugleich mit Mitteln der Abstraktion Gedächtnis und Erinnerungsfähigkeit überhaupt thematisiert. Und deren Grenzen. Vergessen und Verdrängen als Leerstellen zwischen den Dingen.

Klaffenböck/Evangelisches Forum

„Statt der Anhäufung und Analyse empirischer Daten wie es der Methode von Historikern entspricht, arbeitet die Gedächtniskunst mit den Mitteln des Wachrufens von Geschichte/n aus den Arsenalen der Erinnerung, wobei die Grenzen zwischen Kunst und Dokumentation fließend sind.
Nachdem Bilder unser Gedächtnis wesentlich beeinflussen, wird im Betrachter/Besucher die Frage aufgeworfen, wie sich Bilder grundsätzlich im Gedächtnis konstituieren, wie diese bildlichen Sinneseindrücke in die Arsenale der Erinnerung aufgenommen, abgespeichert sowie aufbewahrt werden und schließlich wie Geschichten durch Bilderverknüpfungen erinnerbar und erzählbar gemacht werden.

Die objekthaften Verdichtungen stellen jedoch nicht nur Gedächtnisbrücken des Erinnerns dar, sondern bilden durch die Transformationen des Vorgefundenen in neue Kontexte auch andere Lesbarkeiten und poetische Annäherungen an Geschichte und Geschichten. (Hans-Peter Wipplinger, Direktor Museum Moderner Kunst Passau).

„Was mich bei der Erinnerung am meisten trifft, ist nicht die Tatsache, dass sie die Vergangenheit wiederholt – sondern dass sie der Gegenwart Nahrung gibt.“ (Paul Valéry)