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Lichtorgel


Eine interaktive Lichtskulptur von Beate Engl in St. Matthäus

Die Orgel der Kirche St. Matthäus wird renoviert und ist längere Zeit nicht bespielbar. Es gibt zwar einen elektronischen Ersatz, dennoch fehlen die Orgelpfeifen im visuellen Gesamtbild des Kirchenraumes.

Eine Kirche ohne Orgel. Was liegt näher, als temporär mit künstlerischen Mitteln für symbolischen Ersatz zu sorgen – und zwar durch ein funktionales  Instrument, das zwar keine Klänge erzeugt, sondern ein Lichtspiel.

Eine Lichtorgel, nicht wie man sie aus der 80er-Jahre-Disco kennt, sondern anknüpfend an die lange Tradition der Farborgel. Eine Augenorgel, wie Georg Philipp Telemann 1739 das von dem französischen Jesuitenpater Louis-Bertrand Castel entwickelte Gerät beschreibt. Ein Luce-Instrument, wie es bei Alexander Skrjabin 1910 zum Einsatz kommt. Oder wie Alexander Wallace Rimington 1895 seine Farb-Klang-Synthese visioniert, als Palette des Lichts, gemalt mit der Orgeltastatur.

Das Remake einer frühen Lichtorgel soll an die Tradition der Künstler-Erfinder anknüpfen und als skulpturales sowie funktionales Objekt im Kirchenraum genutzt werden. Der Prototyp besteht aus einer Orgeltastatur und zwölf Lichtröhren. Die Tasten funktionieren wie Lichtschalter und erzeugen verschiedenfarbige Lichtstrahlen. Durch das Spiel von Akkorden, Melodien und Rhythmen wird der Raum von verschiedenen Farbklängen beleuchtet.

Der Betrachter ist eingeladen, selbst in die Tasten zu greifen und die stille Visualisierung der Farben und Rhythmen im Raum zu beobachten. Das Lichtinstrument kann während der Ausstellung bei Veranstaltungen und Gottesdiensten bespielt werden. Darüber hinaus sind spezielle Musikveranstaltungen geplant, die Musik und Farbklang zusammenführen.

„Meine Herren Musiker und Maler, Sie werden durch die Ohren sehen
und durch die Augen hören!“ (Raoul Hausmann, Manifest, 1933)